Immanuel Kant: Im Gängelwagen

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Theil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch gerne Zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt der für mich die Diät beurtheilt, u. s. w. so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nöthig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.

Daß der bei weitem größte Theil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben, und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften; so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemahl Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern, und schrekt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Quelle: http://de.wikisource.org/wiki/Beantwortung_der_Frage:_Was_ist_Aufkl%C3%A4rung%3F

The School of Life

Im Londoner Stadtteil Bloomsburry gibt es einen kleinen Buchladen mit einer großartigen Idee: Warum nicht Menschen etwas beibringen, was diese im alltäglichen Leben nutzen können? Anders als eine Volkshochschule verfolgt die School of Life einen eher philiophischen Ansatz. Daher werden Fragen wie „Berufliche Erfüllung“ oder „Erfolgreiches Beziehungsmanagment“ aufgegriffen.

Der Lernstoff wird dabei nach der klassichen sokratischen Methode vermittelt, will sagen: Frontaluntericht gibt es nicht. Genau wie es der Earnest Fortunists Club anstrebt, sollen Probleme und Herausforderungen gemeinsam durch Gespräche angegangen werden, ein „richtig“ oder „falsch“ ist Fehl am Platze.

Einer der beliebtesten Kurse dreht sich um die Frage: How to find a job you love? Die Gruppenteilnehmer stellen sich zunächst vor und erzählen, warum sie mit Ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis unzufrieden sind. In Kleingruppen wird dann für jeden herausgearbeitet, nach welchen Kriterien er bislang seine Berufswahl getroffen hat bzw. welche Motive ihn bei der Jobsuche jeweils geleitet haben. Weg vom „geschönten Lebenslauf“, welchen man den Personalverantwortlichen präsentiert, hin zum „echten Lebenslauf“, der oftmals viel chaotischer – aber zumeist auch ungleich aufschlussreicher – ist, lautet die Zielsetzung.

Als nächstes sollen die Teilnehmer aufschreiben, was ihre Stärken und Schwächen sind. Und wieder gilt es, völlig unbeschönigend vorzugehen und Ecken und Kanten herauszuarbeiten. „Wenn jemand so fad ist, dass man ihn mühelos in eine Schublade stecken kann, geschieht es ihm ganz recht, dadrin eingesperrt zu sein“, ist ein Lieblingsspruch von Nick Southgate, einem der Lehrer an der School of Life.

Nach einer Viertelstunde werden die Profile vorgelesen, die Klasse überlegt anschließend, welches Berufsbild zum Einzelnen passen könnte. Manchmal sind es krasse Richtungswechsel, manchmal müssen eigentlich nur ein paar Schrauben nachjustiert werden.

Das, was man mit dem Ergebnis anfängt, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtige Denkanstöße wird man aber auf jeden Fall erhalten haben. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja demänchst auch einen Kurs mit dem Titel „Wie überwinde ich den inneren Schweinehund und mache mich endlich selbständig?“

www.theschooloflife.com

Revolverheld: Spinner

Er ist allein in seinem Zimmer
steht vor dem Spiegel
Und singt seine Lieder

Sie hat Jahre lang geschrieben
An alle Firmen ihrer Stadt
Doch es kam nie was wieder

Er will eigentlich schon immer
Die ganze Welt bereisen
Spart alles was er hat

Sie spielt tausend kleine Rollen
Und will nach Hollywood
hat das alles hier so satt

Lass dein altes Leben hinter dir
Und geh durch diese neue Tür

Das geht raus an alle Spinner
Wir sind die Gewinner
Wir kennen keine Limits
Ab Heute - für immer

Das geht raus an alle Spinner
Weil alles ohne Sinn wär
Ohne Spinner wie dich und mich

Er is eigentlich Elvis Presley
nur wieder geboren
Die Leute werden schon sehn

Sie bringt die Teller schon seit Jahren
und spart jeden Cent
Für ihr eigenes Café

Lass dein altes Leben hinter dir
Und geh durch diese neue Tür
Das geht raus an alle Spinner
Denn wir sind die Gewinner
Wir kennen keine Limits
Ab Heute - für immer

Das geht raus an alle Spinner
Weil alles ohne Sinn wär
Ohne Spinner wie dich und mich

Das geht raus an alle Spinner
Denn sie sind die Gewinner
Wir kennen keine Limits
Ab Heute - für immer

Das geht raus an alle Spinner
Weil alles ohne Sinn wär
Ohne Spinner wie dich und mich (Spinner wie dich und mich)
 

Exkurs: Die Geschichte des Containers

Der moderne Container ist eng mit der Lebensgeschichte von Ian K. Karan verknüpft. Ich habe im Web einige interessante Facts über diesen wichtigen Baustein des Welthandels gefunden...

Der Geburtstag des Containers ist der 26. April 1956. In Hafen von Newark (bei New York) geht die "Ideal X", das erste Containerschiff der Welt, mit 58 Stahlboxen auf die Reise. Damals lachen die Reeder über diese Art des Frachttransports, denn sie glauben, dass die komischen Kisten mit ihrem über Jahrhunderte bewährten Verladesystem nicht mithalten könnten. Die Idee des Containers ist verblüffend einfach, denn durch ihn entfällt das lästige und zeitraubende Umpacken der Waren und das Verschiffen wird um ein Vielfaches schneller! Trotzdem verbreitet er sich nur mühsam, denn zuerst muss eine neue Infrastruktur aufgebaut werden – und das ist sehr aufwendig. Die Hafenkräne sind beispielsweise für die großen Kisten nicht geeignet, weshalb die ersten Containerschiffe zum Teil eigene Kräne an Bord haben.

Doch dann kommt die entscheidende Bewährungsprobe: Die USA führen Krieg in Vietnam. Aber die Hafenkapazität reicht nicht und der Armee fehlt der Nachschub. Erstmals werden Container in großem Stil eingesetzt und die Stahlkiste besteht ihre erste Bewährungsprobe. Der Nachschub für die Truppe funktioniert nur, weil man Container schnell umladen kann.

In Deutschland macht im Überseehafen in Bremen am 5. Mai 1966 praktisch unbemerkt ein Schiff fest. Es ist die "Fairland", das erste Containerschiff in Deutschland. Es hat 300 Container an Bord. Hierzulande wollen die Reeder zu dieser Zeit noch immer nichts von Containern wissen. Aber 1967 kommt das Umdenken: Zwei große Reedereien geben die ersten deutschen Containerschiffe in Auftrag. 736 Standardcontainer mit einer Länge von sechs Metern haben darauf Platz.

Im Jahr 1984 hat die Flotte der deutschen Reeder insgesamt eine Kapazität von 263.000 Standard-Containern; 13 Prozent der weltweiten Flotte. Ian Karans Firma wächst langsam und stetig. Er verleiht Container in der ganzen Welt. 1993 besitzt er 86.000 Standardcontainer und damit die zehntgrößte Container-Leasingfirma der Welt. 1995 wird das Steuerrecht für die Schifffahrt in Deutschland verändert. Jetzt lohnt es sich für die deutschen Reeder, noch mehr zu investieren und sie vergrößern ihre Flotte enorm. Die Reeder zahlen nicht mehr – wie früher – Steuern auf ihren Gewinn, sondern sie führen eine Pauschale ab, die sich aus der Kapazität ihrer Schiffe errechnet.

Allein 1995 wächst die Flotte um 42 Prozent. Und allein im Hamburger Hafen werden jährlich neun Millionen Container umgeschlagen. Um auf den Hauptstrecken noch effektiver transportieren zu können, werden die Containerschiffe immer größer. 2006 wird ein Ozeanriese in Betrieb genommen, der 14.000 Standardcontainer fasst!

Hier ein sehr interessanter Fernsehbeitrag des WDR, in dem Ian Karan auch vorkommt (ab ca. 20ste Minute):

http://www.wdr.de/tv/quarks/videos/uebersicht.jsp?m=m01-2009&archiv_save...

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"Stufen" von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

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